Die Verhaltensökonomie kombiniert Ökonomie und Psychologie, um mehr über die in realen Kontexten beobachteten Verhaltensmuster der Menschen zu erfahren. Die Forschungsergebnisse von Verhaltensstudien können dann auch in die Entwicklung besserer Lösungen einfließen, die den Menschen helfen, ihre Ziele zu erreichen.
Ein berühmtes Beispiel ist der Einfluss von kognitive Voreingenommenheit auf das Verhalten, die unter anderem vom Nobelpreisträger Daniel Kahneman untersucht wurde. Kognitive Verzerrungen, wie z.B. Zeitinkonsistenzen, sind ein Verhaltensmuster, bei dem sich eine Präferenz im Laufe der Zeit so verändert, dass sie später inkonsistent wird. Ein Beispiel: Am Ende des Tages können Arbeiter entscheiden, ob sie ihren Tageslohn ausgeben oder sparen. Nehmen wir an, dass sie sich jeden Abend entscheiden, den heutigen Lohn auszugeben, aber den morgigen Lohn zu sparen. Diese Entscheidung ist in der Regel zeitlich inkonsistent. Da die Entscheidung, zu sparen, jeden Tag auf den nächsten Tag verschoben wird, wird das verdiente Geld immer ausgegeben und nie gespart. In ähnlicher Weise kann man häufig beobachten, dass Kleinhändler in Entwicklungsländern sich jeden Morgen Geld zu sehr hohen Zinsen von Geldverleihern leihen, während sie gleichzeitig ihre Ersparnisse auf ein zinsloses Sparkonto einzahlen. Auch wenn mentale Buchhaltungsprozesse solche Muster erklären können, ist das beobachtete Verhalten dennoch sehr teuer und behindert die Anhäufung von produktiven Ersparnissen.
Anhand von Erkenntnissen aus kleinen Verhaltensexperimenten kann man potenzielle Abhilfen für teure Verhaltensmuster entwickeln, um den Menschen zu helfen, ihre eigenen Präferenzen und Ziele zu verfolgen. Ein konkretes Beispiel sind Notfall-Sparkonten, die den Menschen helfen, für Notfälle zu sparen. Sie wurden in Zusammenarbeit mit der Negros Women for Tomorrow Foundation (NWTF) auf den Philippinen entwickelt und anschließend in einem groß angelegten RCT evaluiert.